Der Pavillon ist verschwunden
Abriss nach 35 Jahren
Die vorgesehene Nutzungszeit war längst abgelaufen, Schäden wurden schon lange nicht mehr repariert. Jetzt ist er endlich abgerissen, der „alte Pavillon“ auf dem kleinen, dem Fußballschulhof. Ein Raum in Klassenraumgröße beherbergte viele Jahre die ersten „Pavillonklassen“ der Schule, bevor später im „neuen Pavillon“ auf dem anderen Schulhof ein weiteres Provisorium Anfang der 2000er errichtet wurde, in der Klassen während der Fünfzügigkeit eines Durchgangs unterrichtet wurden. Der zweite, kleinere Raum des nun verschwundenen Pavillons wurde unterschiedlich genutzt, für Kleingruppenunterricht, für Betreuungsgruppen, später für die Schulbibliothek, anschließend zusätzlich als Büro der Schulsozialarbeiterin.
1989 errichtet, am 15. Januar 1990 in einer kleinen Feier eingeweiht, wurde er damals nötig, um der anhaltenden Raumnot am Höfling zu begegnen. Die war tatsächlich von Beginn an ein Thema und schränkte die Schule fortwährend in ihren Möglichkeiten ein. Ende der 1950er Jahre entstand zunächst das „Hauptgebäude“, in dem noch heute auch Verwaltung und Schulleitung untergebracht sind. Kurz darauf wurde bereits der „Neubau“ errichtet und durch ein Durchgangsgebäude angebunden, das bei schlechtem Wetter auch für das Pausenspiel der Kinder genutzt wurde und deshalb den Namen „Pausenhalle“ erhielt.
Von Beginn an ein Thema war auch die Schadstoffbelastung dieses Pavillons. Bereits während der Errichtung gab es kritische Stimmen aus der Elternschaft, die sich öffentlich, gegenüber der Verwaltung und der Politik um eine Klärung bemühten, ob die zulässigen Formaldehydwerte eingehalten wurden. Erst nachdem das Gesundheitsamt hier eine Unbedenklichkeit aussprach und das Schulamt die Schulleitung anwies, die Räumlichkeiten zu nutzen, wurde dort auch unterrichtet. Auch diese Problematik begleitete die Schule in ihrer Geschichte zuverlässig: Als der Pavillon jetzt abgerissen wurde, war höchste Sorgfalt angebracht, Spezialfirmen sorgten dafür, dass keine Asbestsporen verbreitet wurden.
In der Schulchronik wird die Errichtung über einige Seiten hinweg dokumentiert. Gleich an der Baustelle erläuterte Hausmeister Brunkartz den interessierten Kindern den Stand der Verlegung der Versorgungsleitungen. Rundum wurden Fundamente gesetzt, auf die die einzelnen Pavillonelemente mit einem Baukran abgelegt wurden. Anschließend umsäumte den Pavillon ein Bauzaun, so lange die Inneneinrichtung entstand. „Wer will fleißige Handwerker seh'n, der muss her zum Höfling geh'n“, so das Lied, dass alle Klassen für die Einweihungsfeier eigens mit einer Choreografie einstudierten und das mit „Dankeschön, dankeschön, jetzt wird das Lernen leichter geh'n“ endete.
Zuletzt war er durch den vernachlässigten Unterhalt so marode, dass die Heizung ständig ausfiel, sich Fenster selbständig öffneten und reichlich Mäuse in der Fassade eine Bleibe fanden, die gerne auf sich aufmerksam machten oder während des Unterrichts den Weg ins Innere fanden. Vor den Sommerferien 2025 wurde er nun ausgeräumt, Materialien und Nutzungen provisorisch in das bestehende Gebäude verlagert oder entsorgt, und in den Ferien damit begonnen, ihn Stück für Stück abzubauen. Am Ende war es ein Greifbagger, der mit einiger Zeitverzögerung aufgrund eines Hornissennestes und überlasteten Baustoffdeponien das Stahlträgergerippe des Pavillons einriss und in die letzten Container verlud.
Die Raumnot blieb permanente Begleiterin der Schule, sie wurde fortlaufend verstärkt durch wichtige neue Aufgaben: Inklusion, Differenzierung, Betreuung, Medienerziehung, Schulsozialarbeit Bereiche des Schullebens, die auch am Höfling mit Überzeugung gelebt werden und den Kindern und Familien zu Gute kommen. Die Rufe der Schule nach räumlicher Erweiterung bekamen dadurch neue Nahrung, das Verständnis dafür bei den Verantwortlichen entstand nur teilweise. Die Haushaltslage des Schulträgers musste häufig dafür herhalten, dass Pläne entstanden, die nur in Ansätzen dem Bedarf entsprachen, den sich die Schule für eine optimale Förderung ihrer Kinder wünschte.
Ideen und Anregungen aus der Schulgemeinde gab es frühzeitig und reichlich, ebenso Eingaben der Schulkonferenz und Stellungnahmen der Schulleitung. Umgesetzt wird jetzt an der Stelle des Pavillons ein eingeschossiger Bau, in dem zwei Therapieräume, das Büro der Schulsozialarbeiterin und ein Mehrzweckraum untergebracht sind: Vier Räume auf nicht viel mehr Fläche als zuvor Raumnot wird somit weiterhin bestehen. Dafür ist es endlich möglich, Therapien in geeigneten Räumen und nicht mehr in Provisorien durchzuführen, wodurch die bislang mitgenutzten Betreuungsräume endlich der Betreuung zur Verfügung stehen. Die Schulsozialarbeiterin erhält endlich den dringend benötigten eigenen Büro- und Besprechungsraum.
Allerdings geht der Schule ein Unterrichtsraum verloren, der zuletzt für den Fachunterricht in Englisch und Musik genutzt wurde und der ab sofort in Klassenräumen stattfinden muss, die dafür jeweils hergerichtet werden müssen. Auch die Schulbibliothek ist noch ohne feste Bleibe. Sie hat seit ihrer Errichtung immer wieder ihren Standort wechseln müssen, war zu Beginn in der heutigen Hausmeisterloge, später im neuen, dann im alten Pavillon und ist derzeit im Lernzentrum untergebracht. Leseförderung, wie sie die vielen engagierten Eltern durch ihren Einsatz dort unterstützen, hätte einen festen, angemessenen Platz verdient.
Immerhin entsteht nun - hoffentlich sehr schnell - ein modernes, nachhaltiges, barrierefreies Gebäude in Holzständerbauweise, das ökologisch gedämmt und mit einer Wärmepumpe beheizt wird. Die Planer haben sogar einen von außen zugänglichen Gerätebereich vorgesehen, der die Spieleausleihe für Pause und Betreuung auf dem Fußballhof beherbergen wird. Wann genau dieses Außengebäude eingeweiht werden kann, bleibt abzuwarten. In jedem Fall kann es dann wieder heißen: „Wer will fleißige Handwerker seh'n, der muss her zum Höfling geh'n. Ziehet ein, ziehet ein, und freut euch mit uns groß und klein!“
Fotos: Uli Nellessen