Inklusion

Gemeinsames Lernen an der GGS Am Höfling

Hinweis

Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Schwerpunkten Körperlich-motorische bzw. Geistige Entwicklung dürfen jederzeit gerne im Unterricht hospitieren. Bitte vereinbaren Sie einen Termin.

Moderne Grundschulpädagogik hat die individuelle Förderung jedes Kindes zum Ziel. Sie leitet die Kinder dazu an, ihren Lernprozess sehr selbständig zu steuern. So werden sie in die Lage versetzt, ihrem eigenen Lerntempo und ihrem eigenen Lerntyp gemäß Fortschritte zu machen, in bestimmten Bereichen schneller zu lernen als andere, in anderen langsamer, sich frühzeitig mit neuen Inhalten zu befassen oder Dinge zu wiederholen, die nicht gefestigt sind. Durch Partnerarbeit und gegenseitig Hilfestellungen werden gleichzeitig Inhalte vertieft und kindgemäß wiederholt. Gleichzeitig erhält der Einzel- und Kleingruppenunterricht eine höhere Bedeutung, für die der Lehrkraft mehr Zeit zur Verfügung steht.

Unser Konzept des Gemeinsamen Lernens

In vier Klassen unserer Schule lernen "behinderte" und "nicht behinderte" Schülerinnen und Schüler gemeinsam. Sie werden von einem Team unterrichtet, das aus einer Grundschullehrerin und einer Sonderpädagogin oder Sonderpädagogischen Fachkraft besteht. Ihre Klassenräume besitzen einen Gruppenraum, der zur Einzel- oder Kleingruppenbetreuung genutzt werden kann. Der Unterricht dieser Klassen folgt dem Motto "So viel gemeinsam wie möglich, so wenig getrennt wie nötig".

1. Vorwort / Vorgeschichte
2. Unser Leitbild des Gemeinsamen Lernens
3. Das Gemeinsame Lernen an der GGS Am Höfling: Chancen für alle beteiligten Kinder
4. Grundsätze der Sonderpädagogischen Förderung
5. Gemeinsames Lernen konkret
6. Ausblick: Auch Gemeinsames Lernen zukünftig jahrgangsgemischt

1. Vorwort / Vorgeschichte

Anfang der 1970er Jahre entstand an der GGS Am Höfling durch engagierte Eltern der Integrationsgedanke. Sie äußerten in der Öffentlichkeit Kritik an der "Aussonderung" ihrer "behinderten" Kinder und suchten nach neuen Wegen. Der Besuch einer damals sogenannten "Sonderschule" war nach Meinung vieler Eltern keine geeignete Lösung, ihre Kinder umfangreich zu fördern. Aufgrund ihrer Forderungen wurden schulische Alternativen zur Sonderschule für Kinder mit Behinderung gesucht. Die Möglichkeit für behinderte Kinder, mit nicht behinderten Kindern gemeinsam zu lernen und zu spielen, wurde innerhalb der Schullandschaft befürwortet, um die Kinder möglichst früh in einer "normalen" Umwelt aufwachsen zu lassen. Für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung sollte durch das Zusammenleben mit Nichtbehinderten die Möglichkeit geschaffen werden, nicht mehr ausgeschlossen zu sein und sich nicht mehr ausgeschlossen fühlen zu müssen.

An der GGS Am Höfling wird die Integration seit Beginn des Schuljahres 1990/91 durchgeführt. Diese richtete sich anfangs nach dem Prinzip der schulischen Kooperation, d.h. die Kinder wurden an der Grundschule unterrichtet, waren aber offiziell der Schule für Geistigbehinderte zugeordnet. Es fing mit einer Klasse und fünf geistig behinderten Kindern an. Aufgrund der schon anfangs guten Erfahrungen und der großen Nachfrage wurde Am Höfling zum Schuljahr 1994/95 die zweite GU Klasse eingerichtet. Seit Beginn des Schuljahres 2000/01 haben wir insgesamt vier GU Klassen mit jeweils 7-8 behinderten Kindern (je nach Förderschwerpunkt).

Im Schuljahr 2013/14 wurden 28 Kinder mit verschiedenen sonderpädagogischen Förderschwerpunkten in vier altersgemischten Regelklassen unserer Schule unterrichtet.

2. Unser Leitbild des Gemeinsamen Lernens

Unser pädagogischer Grundkonsens, der im Schulprogramm verankert ist, lautet: "Gemeinsam leben – gemeinsam lernen". Hier finden sich alle Kinder, also auch die mit sonderpädagogischem Förderbedarf, wieder. Kinder sind verschieden und lernen verschieden. Jedes Kind hat den Anspruch, dort abgeholt zu werden, wo es steht. Es soll entsprechend seiner individuellen Fähigkeiten gefördert und gefordert werden. Dabei ist ein wichtiger Aspekt, die Andersartigkeit eines Jeden zu tolerieren. Dies versuchen wir in jeder Klasse den Kindern zu vermitteln, auch dort, wo keine Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden. Alle Kinder sollen so früh wie möglich lernen, die schon im Grundgesetz verankerten Grundsätze menschlichen Zusammenlebens zu erfahren. Kein Kind soll wegen einer "Behinderung", seiner Nationalität oder Religion von der Gemeinschaft ausgeschlossen werden.

3. Das "Gemeinsame Lernen" an der GGS Am Höfling: Chancen für alle beteiligten Kinder

Das gemeinsame Lernen (GL) hat nicht nur für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf einen großen Erfahrungswert, sondern in hohem Maße auch für die Regelkinder. Die Grundschule ist eine Schule für alle Kinder. Vorteile des gemeinsamen Unterrichtens liegen in der Integration der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die Anreize und Förderung beim Lernen durch Nichtbehinderte erfahren (Modelllernen). Kontakte, die in der Schule entstehen, können außerhalb der Unterrichtszeit leichter fortgesetzt werden. Positive Vorbilder in der Gruppe können Lernanreize geben und beim Aufbau sprachlicher Fähigkeiten anregen. Bei allen Kindern, die im GL lernen, wird die soziale Kompetenz gesteigert. Um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen bzw. zu gewähren, sind selbstverständliche Verhaltensweisen. Dabei ist darauf zu achten, dass bei den Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf keine Minderwertigkeitsgefühle entstehen. Dies ist insbesondere die Aufgabe der Sonderschullehrerin. Der persönliche Umgang miteinander, in konkreten alltäglichen Anlässen, soll alle SchülerInnen befähigen, andere in ihrem Anderssein zu erleben und zu akzeptieren.

4. Grundsätze der Sonderpädagogischen Unterstützung

Kinder wollen lernen. Die Wege, die Kinder beim Lernen gehen, sind so unterschiedlich, wie die Kinder selbst. Konkretes Lernen, abstraktes Lernen, Lernen durch Erfahrungen, Lernen durch Erzählungen und Lernen in der Gemeinschaft mischen sich entsprechend des Lerntyps des einzelnen Kindes. Das gilt unabhängig davon, ob eine Behinderung vorliegt oder nicht. Diesen unterschiedlichen Lernwegen gerecht zu werden, ist unsere Aufgabe.

Unter Berücksichtigung all ihrer individuellen Voraussetzungen fördern und fordern wir die Kinder. Dazu gehört auch, dass wir auf das unterschiedliche Arbeitstempo Rücksicht nehmen, eigenständiges Lernen der Kinder fördern und offen sind für die Sorgen und Nöte der uns anvertrauten Kinder. Das Gelingen des pädagogischen Konzepts des Gemeinsamen Lernens von behinderten und nicht behinderten Kindern hängt wesentlich von den Lehrerinnen und Eltern ab, die alle bereit sein müssen, dieses Konzept mit zu tragen und mit Leben zu füllen. Es erwartet Bereitschaft zur Kooperation nach innen und außen und zum "Hand-in-Hand"-Arbeiten. Zum Wohle des Kindes muss ein reger Austausch zwischen den Lehrpersonen und den Eltern stattfinden. Im Laufe der Jahre haben wir erfahren, dass die Eltern der Grundschulkinder unser Konzept zum Gemeinsamen Lernens schätzen und mittragen. Unsere pädagogischen Leitgedanken sind in unserem Schulprogramm festgehalten.

Für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind Rituale besonders wichtig. Ein Ritual, das wie in vielen anderen Klassen auch in den vier GL-Klassen stattfindet, ist der regelmäßige Morgenkreis, in dem die Kinder Erlebnisse und eigene Gefühle austauschen können. Auch Kinder mit sprachlichen Defiziten beteiligen sich durch unterstützte Kommunikation am Morgenkreis und die anderen Kinder lernen, geduldig zuzuhören. Weitere Rituale sind der wöchentlich stattfindende Klassenrat, die Feste im Jahreslauf und die klasseninternen Rituale.

4.1. Aufnahme in die Schule

Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf, die im Wohnbezirk leben, haben innerhalb der schulischen Kapazitäten ebenso einen Rechtsanspruch auf Aufnahme in die Schule wie alle anderen. Auf Antrag folgt der Anmeldung ein Verfahren, in dem dieser Unterstützungsbedarf näher betrachtet und festgestellt wird. Über Art und Umfang des Bedarfs entscheidet die Schulaufsicht und berät die Eltern hinsichtlich eines geeigneten Förderorts. Über die Aufnahme an der GGS Am Höfling entscheidet die Schulleitung. Der Unterstützungsbedarf wird jährlich von den unterrichtenden Lehrkräften überprüft und in einem Förderplan dargelegt. Änderungen und Wechsel des Förderschwerpunktes bzw. des Förderortes werden dem Schulamt nach Fristsetzung mitgeteilt.

4.2. GL im Schulprogramm der Schule

In derzeit vier Klassen lernen bei uns SchülerInnen mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf gemeinsam. Sie werden von je einem Team unterrichtet, das aus einer Grundschullehrerin und einer Sonderschullehrerin oder sonderpädagogischer Fachkraft besteht. Das Konzept des Gemeinsamen Lernens ist fest in unserem Schulprogramm verankert.

4.3. Unterricht im Lehrerteam

An der GGS Am Höfling arbeiten vier Sonderpädagoginnen bzw. Sonderschullehrerinnen jeweils mit einer Grundschullehrerin in gemeinsamer Klassenleitungsfunktion zusammen. Um effizient arbeiten zu können und allen Kindern gerecht zu werden, ist eine kontinuierliche Doppelbesetzung der so genannten "GL-Klassen" unabdingbar. Dies wird im Stundenplan weitestgehend umgesetzt.

Der Kooperationsfähigkeit der beteiligten Lehrerinnen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Beide Partnerinnen sind gleichberechtigt und jede ist für alle Kinder verantwortlich. Eine Gewichtung in die jeweilige Richtung ist dabei selbstverständlich. Zu einer guten Teamarbeit gehören Absprachen über die Inhalte des Unterrichts, Austausch über die Lern- und Entwicklungsschritte der einzelnen Kinder, gemeinsame Elterngespräche und das Planen von Aktivitäten mit der Klasse. Diese Zusammenarbeit erfordert Zeit und wöchentliche Teamsitzungen. Die Ziele und Inhalte des Unterrichts und die Wege ihrer Realisierung werden gemeinsam ausgearbeitet, wozu ein weitgehend gleiches Verständnis bezüglich Unterrichtsform, Menschenbild, Behinderung etc. selbstverständlich erforderlich ist. Die regelmäßigen Teambesprechungen dienen nicht nur der Unterrichtsorganisation, sondern in besonderem Maße seiner Reflexion einschließlich der einzelnen Schülerinnen und Schüler, ihrer Verhaltensweisen oder Leistungen.

4.4. Zielgleiche und zieldifferente Förderung

Es wird zwischen "zieldifferenter" und "zielgleicher" Förderung unterschieden. Zielgleich gilt für Kinder, die nach den Lehrplänen der Grundschule unterrichtet werden. Sie nehmen in der Regel immer am Klassenunterricht teil, wobei sie von der Sonderschullehrerin/Sonderschulpädagogin Unterstützung erfahren.

Zieldifferent gilt für Kinder, die entsprechend der Richtlinien für den jeweiligen Förderschwerpunkt unterrichtet werden. Für den Unterricht bedeutet dies, dass ein großes Maß an Differenzierung nötig ist, indem u. a. zu einem gemeinsam bearbeiteten Thema unterschiedliche Lernziele gelten, die erreicht werden können. Um dem Anspruch der individuellen Förderung aller Kinder gerecht zu werden, nutzen die Lehrpersonen vielfältige methodisch-didaktische Variationsmöglichkeiten der Differenzierung.

4.5. Einbeziehung in das Förderkonzept der Schule

Die Lernausgangssituation und die Lernbedürfnisse aller SchülerInnen sind sehr unterschiedlich. Jedes Kind hat seine individuellen Begabungen und Schwächen. Wir versuchen durch spezielle Angebote den Kindern gerecht zu werden. In Kleingruppen findet sowohl Förder- als auch Forderunterricht statt. Im Unterricht selber legen wir viel Wert auf einen selbsttätigen, handelnden Umgang mit dem Lernstoff. Dafür stehen den Kindern Lernmittel zur Verfügung, die ihnen helfen die Unterrichtsinhalte zu "begreifen". Im Sinne der "Bewegten Schule" wird darauf geachtet, immer wieder wechselnde Unterrichtsformen zu nutzen und Bewegung in den Unterricht einfließen zu lassen - angelehnt an die Unterrichtsinhalte. Wir ermöglichen den Kindern bewegte Pausen, indem wir zahlreiche Spiel- und Sportmaterialien anbieten. Dies kommt den Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf besonders zu Gute.

4.6. Gemeinsames Lernen in der jahrgangsübergreifenden Klasse vom 1.- 4. Schuljahr

Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind oft in ihrer gesamten Entwicklung verzögert und es bedarf hier besonders der individuellen Förderung. Selbst wenn sie zielgleich unterrichtet werden können, gilt dies nicht durchgängig. Die Lern- und Leistungsdifferenz zu den "nicht behinderten" MitschülerInnen steigt im Laufe der Grundschulzeit kontinuierlich an. In der Jahrgangsmischung ist es für das GU Kind sehr viel einfacher, einen Arbeitspartner oder eine Arbeitspartnerin auf gleichem oder ähnlichem Niveau zu finden, um mit ihm/ihr gemeinsam zu spielen und zu lernen. So entwickeln sich eine stärkere Motivation und mehr Ehrgeiz zum Lernen durch Nachahmung. In heterogenen Gruppen werden erfahrungsgemäß unterschiedliche Leistungsstärken und -grenzen mehr geachtet und berücksichtigt. Es gibt weniger Konkurrenzdenken unter den Kindern, das Helferprinzip fordert das Miteinander.

Durch den Altersunterschied ist bei den größeren Kindern mehr Toleranz und Akzeptanz spürbar. Sie haben oft mehr Verständnis und geben ihr positives Verhalten an die Jüngeren weiter oder wirken selbsterzieherisch. So kann auch ein Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf im 3. und 4. Schulbesuchsjahr selbst leichter in die Helferrolle schlüpfen und sein Wissen an Jüngere weitergeben. Damit einhergehend erlangt das Kind mit sonderpädagogischen Förderbedarf Kompetenzen, die anders nur schwer erreichbar wären und es entwickelt mehr Selbstvertrauen und ein starkes Selbstbewusstsein.

4.7. Einbeziehung weiterer Kinder in die Förderung

Entsprechend der vorhandenen Kapazitäten erhalten die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf über die normale Stundentafel hinaus Förderunterricht. Dieser wird sowohl in den Kulturtechniken als auch im lebenspraktischen Bereich, wie z. B. Kochen, erteilt. Wann immer möglich werden auch andere Kinder der Klasse mit einbezogen.

4.8. Bündelung von Kindern zu klassenübergreifenden Gruppen

In unserer Schule werden in vier Klassen jeweils 7-8 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet. Die Bündelung der Kinder findet somit täglich während des gesamten Vormittags statt. Die Kinder sind in ihren Klassen fest integriert. Da die sonderpädagogische Fachkraft durch die Doppelbesetzung mit vielen Stunden in der Klasse ist, kann eine optimale Förderung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf stattfinden. Einmal pro Woche findet darüber hinaus klassenübergreifend Psychomotorik statt.

Vereinzelte Kinder werden stundenweise klassenübergreifend in Kleingruppen mit gleichem Förderbedarf gebündelt, um eine noch gezieltere Förderung zu gewährleisten.

4.9. Weitere Aufgaben der sonderpädagogischen Lehrkräfte

Neben der Förderung der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf erteilen die sonderpädagogischen Lehrkräfte stundenweise Fachunterricht (Grundschulunterricht). Darüber hinaus erstreckt sich das Aufgabenfeld der sonderpädagogischen Fachkräfte auf:

  • Teilnahme an allen Konferenzen/ Dienstgesprächen
  • Mitarbeit an der Schulprogrammentwicklung und -weiterentwicklung
  • Beratung der Grundschullehrkräfte im Vorfeld eines möglichen AO-SF-Verfahrens
  • Übernahme von Aufsichten
  • Durchführung von AO-SF-Verfahren
  • Teilnahme an Mitwirkungsgremien (sofern gewählt)

Die sonderpädagogischen Lehrkräfte sind vollwertige Mitglieder des Grundschulkollegiums, mit allen Aufgaben und Pflichten.

4.10. Grundsätze der Elternkooperation

Elternmitarbeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer schulischen Arbeit. Die Kinder können sich nur positiv entwickeln, wenn sich Elternhaus und Schule gemeinsam über die Erziehungsaufgaben verständigen und dabei offen und vertrauensvoll miteinander umgehen. Dazu gehört auch, bei Problemen oder Meinungsverschiedenheiten miteinander zu sprechen und zu versuchen, eine gemeinsame Linie zum Wohle des Kindes zu finden. So erfahren Kinder, dass Eltern und Schule Hand-in-Hand arbeiten.

Unser grundsätzliches Verständnis der Elternarbeit wird als Partnerschaft zwischen Schule und Elternhaus gesehen; beide Seiten sind bemüht, das Kind in seiner Entwicklung zu fördern. Hierbei sehen wir die Eltern als Experten für ihr Kind an. Unsere Aufgabe ist es, Eltern in schulischen Belangen zu beraten.

5. Gemeinsames Lernen konkret

5.1. Unterrichts- und Förderplanung

In der Regel sind die "GL-Klassen" doppelt besetzt. Die Grundschullehrerin und die sonderpädagogische Fachkraft fühlen sich als Teamlehrerinnen und somit für alle Kinder der Klasse verantwortlich mit ihren jeweiligen Schwerpunkten. Es finden regelmäßige Teamgespräche statt, bei denen sowohl die Unterrichtsplanung als auch die Förderplanung für alle Kinder der Klasse Inhalt sind. Beide Lehrkräfte stehen im täglichen Austausch miteinander. Nach einem Zeitraum von ca. 4-6 Wochen zu Beginn eines Schuljahres erstellt das Team Förderpläne für die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Diese sind jederzeit auch für FachlehrerInnen einsehbar, werden evaluiert und fortgeschrieben.

5.2. Innere und äußere Differenzierung

Um dem Anspruch der individuellen Förderung aller Kinder gerecht zu werden, nutzen die Lehrpersonen vielfältige methodisch-didaktische Variationsmöglichkeiten der Differenzierung. Das bedeutet sowohl die Möglichkeit der Variation des Lerninhaltes, der Lernziele, der Lernmethoden und der Medien als auch Differenzierung der Hausaufgabengestaltung und der Leistungsbeurteilung. Ein großes Ziel ist es, dass alle Kinder am gemeinsamen Gegenstand lernen. Hierbei kommt einer Differenzierung der inhaltlichen Anforderungen und der Vermittlungsformen eine wesentliche Bedeutung zu (innere Differenzierung).

In allen vier Klassen wird nach dem Prinzip: "So viel äußere Differenzierung wie nötig, so wenig wie möglich" gearbeitet. Das bedeutet, dass möglichst viel Unterrichtszeit im gleichen Raum stattfindet. Im Bedarfsfall werden Maßnahmen der äußeren Differenzierung getroffen. In diesen Fällen werden der Gruppenraum oder andere Orte der Schule, wie z.B. die Schulküche oder die Pausenhalle genutzt, und die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf dort in Kleingruppen oder auch einzeln unterrichtet. Erfahrungsgemäß genießen es die Kinder, ab und zu in einer Kleingruppe unterrichtet zu werden.

Die Form der Differenzierung hängt immer vom Unterrichtsinhalt und den individuellen Fähigkeiten der SchülerInnen ab.

Folgende Unterrichtsformen eignen sich besonders, um eine innere Differenzierung vorzunehmen:

  • Wochenplanarbeit
  • Freie Arbeit
  • Werkstattunterricht
  • Stationsarbeit
  • Projektorientierter Unterricht
  • Projekte

In allen vier "GL-Klassen“ wird sehr viel Wert auf die Öffnung des Unterrichts gelegt.

5.3. Kooperation der beteiligten Lehrkräfte

Die vier sonderpädagogischen Lehrkräfte unserer Schule treffen sich regelmäßig, um sich gegenseitig auszutauschen und zu unterstützen. Hierbei werden sowohl unterrichtliche Themen als auch Fallbeispiele besprochen. Des Weiteren finden regelmäßige Teamgespräche zwischen der Grundschullehrerin und der entsprechenden sonderpädagogischen Fachkraft statt (siehe Punkt 4.2.2). Alle sonderpädagogischen Lehrkräfte stehen den GrundschullehrerInnen bei fachlichen Problemen zur Seite.

5.4. Kooperation der beteiligten Kinder

Die Kinder in den einzelnen "GL-Klassen" gehen offen und ungezwungen miteinander um. Sie sehen sich gegenseitig sowohl als KlassenkameradInnen als auch als FreundInnen. Gerne helfen die Regelkinder den Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, sowohl im schulischen als auch im alltäglichen Bereich, wie z.B. beim Jacke anziehen. Alle Kinder lernen mit der Zeit, wo Hilfe benötigt wird und was jedes Kind selber erledigen kann. Gerade die Regelkinder freuen sich über Erfolge ihrer "behinderten" MitschülerInnen und zeigen ihnen dies auch gerne. Die Klassengemeinschaft ist von einem Miteinander geprägt, in dem jedes Kind mit seinen Stärken und Schwächen anerkannt wird. Gegenseitige Rücksichtnahme und Aufeinandereingehen prägen den Schulalltag.

5.5. Kooperation der Eltern

In den Klassen mit GL existiert eine besonders intensive Zusammenarbeit mit den Eltern. Die Lehrerinnen stehen in ständigem Austausch mit den Eltern der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Jedes Kind hat ein Kontaktheft, in das neben den Hausaufgaben auch besondere Vorkommnisse eingetragen werden. Die Teams bieten allen Eltern auch außerhalb der offiziellen Elternsprechtage Gesprächstermine an.

Hausbesuche gehören ebenfalls zu aktiver Elternarbeit. Im ersten Schuljahr besuchen die Teamlehrerinnen die Kinder der Klasse zu Hause, um sie in ihrem häuslichen Umfeld kennen zu lernen. Den Eltern wird dadurch Gelegenheit gegeben, besondere Fragen ausführlich und außerhalb des Schulgebäudes zu klären.

6. Jahrgangsgemischtes Lernen ist "Gemeinsames Lernen"

Die umfangreichen, guten Erfahrungen mit dem Unterricht in Lerngruppen von Kindern mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen führten im Programm der Schule zu einer weitgehenden Öffnung des Unterrichts sämtlicher Klassen und zur Mischung sämtlicher Grundschuljahrgänge. Die Schulkonferenz der GGS Am Höfling beschloss am 6.10.2009 die Umstellung der Schule hin zu einer durchgängig jahrgangsgemischten Schule ab dem Schuljahr 2011/12. Nach unseren Erfahrungen birgt dies die Möglichkeit, die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes, die Förderung ihrer Sozialkompetenz und das gemeinsame Leben und Lernen zu optimieren. Hiervon profitieren alle Schülerinnen und Schüler, ob mit oder ohne individuelle Einschränkungen (im Rahmen einer Behinderung). Unsere gelebte Wertschätzung gegenüber den heterogenen Voraussetzungen der Kinder bildet die Grundvoraussetzung dafür, dass auch die SchülerInnen individuelle Unterstützung nicht als trennend sondern als bereichernd erleben.

Anfang September 2009 erhielt unsere Schule seitens der OrganisatorInnen des Jakob-Muth-Preises die Anerkennung für unser beispielhaftes Engagement auf dem Weg zu einer inklusiven Schule. Diesen Weg wollen wir weiter gehen.

Auf der Website des NRW-Schulministeriums finden Sie außerdem Filme zur Inklusion mit Beispielen von unserer Schule.

Neun Filme Schulministeriums NRW betrachten das Gemeinsame Lernen aus vielfältigen Perspektiven und setzen unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Dabei können 60 Minuten Film natürlich nicht alle Herausforderungen und Fragestellungen im Kontext "inklusive Schulentwicklung" behandeln. Wichtig war es den Autoren, die Akteure in der Schule selbst zu Wort kommen zu lassen. In den fett markierten Filmen kommen jeweils Akteure und Beispiele vom Höfling vor. Auf der Website des Schulministeriums finden Sie die Filme außerdem noch in einer Fassung mit Gebärdensprache und Audiodeskription.